MZ: Mehr als nur schöne Ortsansichten

Max Semmelmann stellt ab Freitag in der Donaustaufer Bücherei aus. Mit seinen Fotos will er die Mitbürger aufrütteln.

Von Michael Jaumann, MZ

Max Semmelmann ist stets mit seiner Canon-Spiegelreflex im Heimatort unterwegs – bei klirrender Kälte, im morgendlichen Donaunebel oder in der blauen Stunde, bevor es Nacht wird. Er klettert auf Kirchtürme und Dachböden und sucht den ungewöhnlichen Blick auf Donaustauf. Auch als Chronist kennen ihn die Donaustaufer den 73-Jährigen. Er fotografiert das Sportspektakel genauso wie den Christkindlmarkt und das Maibaumaufstellen.

Aus vielen seiner Fotos macht er Bildbände und stellt sie ins Netz. Eingeweihte finden sie auf der Plattform www.issuu.com im Internet. Als Fotokünstler sieht er sich dennoch nicht. An eine Ausstellung seiner Bilder im Ort hat er nie gedacht, versichert er im Gespräch mit unserem Medienhaus.

Erst ein wenig geziert

Das nahm schließlich Waltraud Hintermeier in die Hand. Am 1. Weihnachtstag, den Tag hat Semmelmann noch genau im Kopf, teilte ihm die engagierte Büchereileiterin nicht nur mit, dass ihr seine Fotos gefallen. Sie wollte auch unbedingt eine Ausstellung seiner Fotos in der Bücherei machen. Er habe sich erst ein wenig geziert, erzählt Semmelmann – wegen der Kosten und der schwierigen Ausstellungsfläche in einer Bücherei.

Dann fand Semmelmann mit der Büchereileiterin eine Lösung die es erlaubt, viele Bilder auf mobilen Tafeln zu präsentieren und fing schließlich Feuer. Herausgekommen ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch noch das Fotobuch „Unser schöner Markt Donaustauf“. Das Buch mit 122 Seiten, das vorerst nur im Internet zu sehen ist, wird Semmelmann am Freitag bei der Eröffnung der Ausstellung in der Bücherei präsentieren.

Er sei kein elitärer Kunstfotograf, sagt er. Auch wenn ihm schöne Fotos wichtig sind. Und er will keine Dokumentation über das Leben in Donaustauf zeigen, auch wenn die Ausstellung Menschen in Aktion zeigt. Den Donaustaufern, Ex-Donaustaufern und allen, denen der Markt wichtig ist, will der „gebürtige und begeisterte Donaustaufer“ zeigen, wie schön der Ort ist und wie wichtig es ist, ihn zu erhalten.

Denn Donaustauf sieht Semmelmann durchaus bedroht. Da will er sich mit seinen Fotos einmischen und die Bürger aufrütteln. „Schauen Sie sich den Oberen Markt an… Da sind so viele Bausünden passiert“, findet er. Das kuschelige und gedrängte Ensemble an der Burgstraße mit den vielen Winkeln, eng zusammenstehenden spitzgiebeligen Gebäuden und den Gangerln zwischen den Häusern verliere seinen Charakter, schimpft er. Sogar die Denkmalpfleger, auf die Semmelmann im Übrigen nicht gut zu sprechen ist, seit sie die Burgkapelle weiß tünchen ließen, hätten den Oberen Markt schon aufgeben und auf das Denkmalensemble verzichten wollen.

„Wenn wir nicht achtgeben, wird Donaustauf niedergemacht“, ist Semmelmann überzeugt. „Da ist jeder gefordert“. Um die Mitbürger zu überzeugen, hat der Fotograf viele Ansichten des Oberen Markts in der Ausstellung. Er legt dabei ganz viel Wert auf die Strukturen, die das Viertel auszeichnen. Dem verwinkelten Oberen Markt setzt Semmelmann in den Fotos die klaren Formen der klassizistischen Maxstraße entgegen. In seinen Bildausschnitten arbeitet er die Strenge dieser Bauformen heraus. Oberer Markt und Maxstraße sind völlig anders, aber beides schützenswert, ist seine Botschaft.

Eine Fülle von Ideen

Aber auch der Naturraum, von dem Donaustauf noch reichlich hat, ist nicht unantastbar. Die Lindenallee zwischen Burgfriedhof und Pfarrkirche war bereits bedroht und wurde nicht zuletzt durch Proteste engagierter Donaustaufer bewahrt. Die meditative Stimmung der Allee zeigt Semmelmann genauso wie heitere blühende Wiesen, Herbst- und Winterstimmungen, ziehende Schwäne und im Totholz hockende Kormorane. Das alles macht Donaustauf aus und gilt es zu erhalten.

Einen gut zweistündigen Vortrag, in dem es wohl nicht an kritischen Ansichten fehlen wird, hat der engagierte Fotograf für die heutige Ausstellung erarbeitet. Als Werbeleiter, der er 30 Jahre lang war, hat er zudem jede Menge Image-Ideen für Donaustauf im Gepäck. So hat er im Vorfeld der Ausstellung auch ein Malbuch erstellt, das bei ihm gegen eine Schutzgebühr im Internet genauso zu haben ist wie Dateien für Grußkarten, mit denen die Staufer Imagewerbung für ihren Ort betreiben können.

Einen Donaustauf-Folder hat er sich ebenfalls ausgedacht. Mit Hilfe sogenannter QR-Cdes kommt man mit dem Handy auf Ortsinformationen. Ein Schwarzes Brett mit Kleinanzeigen steht nun ebenfalls für die Donaustaufer unentgeltlich im Netz wie eine Meinungsseite.